Bergwanderung bei Nacht – wie bereitet man sich vor? Tipps

Sylwia Stwora-Petela 19.08.2024

Die Berge sind mehr als nur atemberaubende Aussichten. Es ist auch eine Chance, deine Stärken und Schwächen, den Nervenkitzel, die Ungewissheit und die Aufregung zu testen. Das gilt besonders für Nachtwanderungen. An was soll man denken, wenn man nachts im Gebirge wandert?

Eine Nachtwanderung in den Bergen kann eine attraktive Option sein, besonders für erfahrene Wanderer. Da nachts in der Regel weniger Verkehr herrscht, kannst du eine ruhigere Route und eine tiefere Verbindung zur Natur erwarten.

Die kühleren Temperaturen in der Nacht machen das Wandern angenehm, besonders während der Sommerhitze. Außerdem bieten das nächtliche Panorama und der Sternenhimmel ein einzigartiges visuelles Erlebnis, das du tagsüber nicht erleben kannst. Nachts hast du außerdem die einmalige Chance, nachtaktive Tiere zu beobachten, die sich tagsüber nur selten blicken lassen.

Die allgegenwärtige Ruhe und die glückselige Stille haben eine entspannende und für manche sogar therapeutische Wirkung und ermöglichen eine vollständige Entspannung. Darüber hinaus ist das Nachtwandern auch eine Gelegenheit, Abenteuer zu erleben und deine Navigationsfähigkeiten unter anspruchsvollen Bedingungen zu testen.

Allerdings sind mit Nachtwanderungen auch gewisse Risiken verbunden. Eingeschränkte Sichtverhältnisse erfordern eine höhere Konzentration auf dem Weg: Es ist leichter, sich zu verlaufen oder schwierige Abschnitte des Weges zu übersehen. Da du das Gelände und die Hindernisse möglicherweise nur schwer einschätzen kannst, musst du auch auf mögliche Verletzungen in Form von Schürfwunden und blauen Flecken vorbereitet sein.

Wie bereits erwähnt, herrschen bei einer Nachtwanderung in den Bergen auch in den wärmeren Monaten manchmal sehr kalte Temperaturen, daher ist es wichtig, die richtige Kleidung zu tragen. Die beste Option ist ein mehrschichtiges Bekleidungssystem, mit dem du die Anzahl der Kleidungsschichten an die Bedingungen auf dem Weg anpassen kannst. Erhöhte Müdigkeit und Schläfrigkeit hingegen verringern die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen, was die Situation zusätzlich erschwert.

Im Notfall ist auch die Kommunikation und der Zugang zu Rettungsdiensten schwieriger, daher ist es wichtig, sich im Voraus vorzubereiten.

Eines der ersten Dinge, die du bei der Planung einer Nachtwanderung in den Bergen beachten solltest, ist die Wahl des richtigen Weges. Um die Risiken zu minimieren, ist es ratsam, Wege zu wählen, die gut gekennzeichnet sind und keine übermäßig technisch schwierigen Abschnitte enthalten. Man sollte Wege meiden, die schlecht gewartet werden oder für eine große Anzahl gefährlicher Abschnitte bekannt sind. Achte auf die Länge des Weges und den Höhenunterschied und passe ihn an dein Können und deine geplante Wanderzeit an.

Bevor du dich auf den Weg machst, solltest du dich über die Wettervorhersage informieren (am besten von mehreren Quellen), damit du nicht von einem Wetterumschwung überrascht wirst, wenn du dich auf einem offenen Abschnitt befindest. Aktuelle Informationen über den Zustand der Wanderwege findest du u.a. auf den Websites der Nationalparks.

Denke daran, dass sich die Bedingungen in den Bergen schnell ändern können. Deshalb ist es immer eine gute Idee, einen Notfallplan zu haben, damit du im Falle widriger Umstände sicher zum Basislager zurückkehren kannst.

Kenntnis der Route während einer Nachtwanderung

Auch bei Tageswanderungen sollte jeder Bergbegeisterte die Grundlagen der Navigation und des Kartenlesens kennen. Und für Nachtwanderungen ist das eine absolute Notwendigkeit. Wenn man tagsüber keine Karte lesen oder keinen Kompass benutzen kann, ist der nächtliche Bergwald noch weniger ein geeigneter Ort, um das zu lernen. Tagsüber orientiert man sich im Gelände oft an visuellen Merkmalen bestimmter Objekte (Form, Höhe, Farbe). Aber in der Dunkelheit verschwinden diese Bezugspunkte. Deshalb ist es beim Nachtwandern wichtig, dass man seine Kompasspeilung auf der Karte genau bestimmen und ihr folgen kann.

Sobald man die Kompasspeilung bestimmt hat, richtet man die Stirnlampe auf einen Punkt in Reichweite des Lichts und geht auf ihn zu. Wenn du dort angekommen bist, wähle einen anderen Punkt in der Ferne und wiederhole den Vorgang. Das ist der einfachste Weg, um im Dunkeln zu navigieren.

Sobald du das Navigieren mit dem Kompass beherrschst, solltest du lernen, Entfernungen zu messen, damit du weißt, wie weit du nach deiner Orientierung gehen musst. Die meisten Kompasse haben ein Lineal, um Entfernungen auf der Karte zu messen. Passe den Maßstab des Kompasses an den Maßstab der Karte an, denn so kannst du die Entfernung genau abschätzen. Denke daran, dass eine Person, die mit einer Geschwindigkeit von etwa 4 km/h läuft (ein Tempo, bei dem du dich noch unterhalten kannst), eine ungefähre Strecke von etwa 1 km in 15 Minuten zurücklegt.

Ziehe in Erwägung, Navigations-Apps wie Outdoor Active oder OS Maps zu verwenden, die auf Ordnance Survey-Karten basieren und Tools zum Messen von Entfernungen und zur Routenplanung bieten. Denke jedoch daran, dass die Verwendung von Apps die Akkulaufzeit verringert, daher solltest du immer eine Powerbank dabei haben, um dein Handy schnell aufzuladen.

Planung der Auf- und Abstiegszeiten

Manchmal willst du ganz bewusst die Nacht in den Bergen verbringen. Aber manchmal treten diese Umstände unerwartet ein. Am häufigsten, wenn du die Zeit für den Auf- und Abstieg falsch einschätzt. Wenn du nicht im Dunkeln gefunden werden willst, solltest du ein paar zusätzliche Stunden zu deinen Standardberechnungen hinzufügen. Vor allem, wenn du noch unerfahren bist. Auf den Trails kommt es oft vor, dass unerwartete Hindernisse oder sich verschlechternde Wetterbedingungen die Passage von der geplanten Stunde auf z.B. drei Stunden verlängern.

Rechne deshalb alles im Voraus und plane Zeit für Pausen und mögliche Verzögerungen ein, die durch unvorhergesehene Schwierigkeiten auf der Strecke entstehen können. Wenn du planst, am Abend, aber nicht mitten in der Nacht zurückzukehren, ist es eine gute Idee, die Wanderung früh am Morgen zu beginnen, um das verfügbare Tageslicht optimal zu nutzen und ein „Fenster“ für eventuelle ungeplante Stopps zu haben.

Wenn du hingegen eine Nachtwanderung planst, solltest du die Zeit für das Erreichen der wichtigsten Punkte vor Einbruch der Dunkelheit und für die Rückkehr im Morgengrauen sorgfältig kalkulieren, damit du genug Zeit hast, dich zu erholen und sicher und bequem zurückzukehren.

Egal wie fit du bist, ohne die richtige Kleidung, eine Stirnlampe und die Fähigkeit, eine Karte und einen Kompass zu benutzen, wird die Navigation bei Nacht sehr schwierig sein.

Beleuchtung für Nachtwanderungen (Stirnlampen)

Mit den richtigen Stirnlampen und Ersatzlichtquellen kannst du auch in den dunkelsten Ecken des Weges effektiv navigieren. Mit der richtigen Beleuchtung hast du die Chance, viele potenzielle Gefahren zu vermeiden.

Es lohnt sich, über den Kauf einer robusten Stirnlampe nachzudenken. Im Folgenden findest du drei beispielhafte Empfehlungen von Sportano.de:

  1. Petzl Actik Core  – Ideal für Nachtwanderungen, mit starkem Licht und langer Akkulaufzeit. Diese Stirnlampe liefert bis zu 600 Lumen starkes Licht und hat eine beeindruckende Reichweite von 110 Metern.
  2. Black Diamond Spot 400  – Eine hervorragende Option mit einstellbarer Lichtstärke und Wasserfestigkeit. Das übersichtliche Design mit intuitiven Drucktasten macht die Bedienung der Stirnlampe in jeder Situation bequem.
  3. SILVA Trail Runner Free  – Eine leichte, ergonomische Stirnlampe, die dank ihres langlebigen 1,25 Ah (4,6 Wh) Akkus ideal für längere Wanderungen ist.

Denke daran, die Funktion deiner Ausrüstung gründlich zu überprüfen, bevor du in die Berge gehst, sie maximal aufzuladen und zusätzliche Batterien/Akkus mitzunehmen.

Angemessene Kleidung und Schuhwerk

Die Wahl der geeigneten Kleidung sollte von der Wettervorhersage abhängen, um den Komfort der Wanderung bei wechselnden Wetterbedingungen zu gewährleisten. Mehrschichtige Kleidung ist ein Must have, wenn es um Nachtwanderungen in den Bergen geht.

Wenn du eine Nachtwanderung planst, musst du bedenken , dass die Temperatur nach Einbruch der Dunkelheit schnell sinkt. Das ist besonders in den Übergangsjahreszeiten trügerisch.

Eine leichte und einfach zu verpackende Hybridjacke ist ideal. Tagsüber, wenn es warm genug ist, kann sie im Rucksack verstaut werden, um dich nicht zusätzlich zu belasten. In der Nacht hingegen bietet dieses Kleidungsstück einen wirksamen Schutz gegen die Kälte.

Füße und Hände sind am anfälligsten für Kälte, deshalb ist es eine gute Idee, nachts Handschuhe und Wärmflaschen dabei zu haben.

Richtig ausgewähltes Bergschuhwerk mit griffigen Sohlen auf verschiedenen Böden (z.B. Vibram®) spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Notwendige Ausrüstung und Hilfsmittel

Für Nachtwanderungen in den Bergen, Dinge wie:

  • Kompass,
  • Karte,
  • Telefon mit vollem Akku (im Notfall entscheidet die Akkulaufzeit über deine Sicherheit),
  • Powerbank und Kabel mit geeigneten Eingängen,
  • Erste-Hilfe-Set
  • Wärmedecke,
  • Multitool,
  • Schlafsack oder Isomatte
  • Essen (ein Schokoriegel eignet sich besonders gut) und Wasser,
  • Thermoskanne oder Thermoflasche mit einem warmen Getränk.

Vielleicht möchtest du auch zusätzliche „Gadgets“ mitnehmen, um deinen Komfort während einer Nachtwanderung zu verbessern, wie z. B. ein Peilsender.

Überschätze deine Fähigkeiten nicht. Wir raten dir, bei nächtlichen Wanderungen in den Bergen vorsichtig und umsichtig zu sein, unabhängig von deiner Erfahrung im Wandern und Trekking.

Erkennen und Vermeiden von Risiken

Wir empfehlen dir, deine Route sorgfältig zu planen und potenziell gefährliche Stellen entlang einer bestimmten Route (über die in Reiseführern und Bergblogs geschrieben wird) bewusst zu vermeiden. Zu den Vorsichtsmaßnahmen auf dem Weg gehört auch, auf dem ausgewiesenen Pfad zu bleiben, Abhänge zu meiden und die natürliche Umgebung zu respektieren. Du musst immer auf Erdrutsche und schwierige Abschnitte des Weges vorbereitet sein.

Was ist mit wilden Tieren? Du wirst dich nicht immer in unmittelbarer Gefahr befinden, aber für den Fall einer unerwarteten Konfrontation ist es leider besser, mit der richtigen Ausrüstung, wie z. B. Pfefferspray, ausgestattet zu sein.

Kommunikation und Information

Informiere immer eine Person deines Vertrauens über deine geplante Route und die voraussichtliche Rückkehrzeit. Auf diese Weise weiß auch bei ungeplanten Verspätungen oder Problemen jemand, wo du zu finden bist.

In Notsituationen ist es außerdem wichtig, die Notrufnummern geschickt zu nutzen.

Wenn du in Österreich in den Alpen bist, ist es eine gute Idee, den Alpinnotruf in deinem Telefon gespeichert zu haben: 140, oder die internationale Notrufnummer 112, die auch in Deutschland zu wählen ist.

WICHTIG! Wenn du dich an einem Ort ohne Empfang befindest, schicke eine SMS an eine der oben genannten Nummern.

Pausen und Erholung

Konzentrationsverlust und Müdigkeit machen sich besonders nachts bemerkbar, wenn der Körper bereits erschöpft ist und der Mangel an natürlichem Licht zusätzliche Schläfrigkeit verursacht. Und doch kann eine solche Ablenkung auf einem dunklen Weg tödlich sein.

Wenn du deine Route planst, solltest du Plätze zum Ausruhen einplanen, damit du dich erholen und den vor dir liegenden Weg zuverlässig einschätzen kannst. Wähle für die Pausen sichere, flache und geschützte Stellen, an denen du dich hinsetzen und entspannen kannst. Vergewissere dich, dass du angemessene Kleidung dabei hast, damit dir während der Pause nicht kalt wird, und nimm Snacks und Wasser mit, um dein Energielevel aufrechtzuerhalten. Die Pausen sollten kurz genug sein, um eine Unterkühlung zu vermeiden, aber lang genug, um sich auszuruhen und zu erholen.

Manchmal kommt es vor, dass es aus verschiedenen Gründen unmöglich wird, eine Nachtexpedition fortzusetzen. Gründe dafür können schlechte Sicht, Müdigkeit oder Schläfrigkeit, zu viel Wind oder Regen oder eine schwache mentale Verfassung sein. Was solltest du tun, wenn du nicht in der Lage bist, den Berg sicher abzusteigen? Du solltest dir auf dem Berg einen Unterschlupf suchen.

Das Problem ist weniger groß, wenn ohnehin eine Übernachtung geplant ist. In diesem Fall schlägst du einfach ein Lager mit deiner Ausrüstung auf. Schlimmer ist es, wenn eine Übernachtung nicht in Betracht gezogen wurde. In diesem Fall musst du dir einen Ort suchen, der zumindest vorübergehend Schutz vor schlechtem Wetter bietet. In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von Touristenunterkünften, die diese Art von Schutz bieten. Um eine Unterkühlung zu vermeiden, ist es besser, dich in eine Rettungsdecke einzuwickeln, die auf unserer Liste der empfohlenen Artikel steht.

Achte auch darauf, ob es in der Nähe herumstreunende Tiere wie Bären oder Wölfe gibt. Wenn du einen Verdacht hast und deine Intuition dir sagt, dass dies nicht der richtige Ort für deinen Aufenthalt ist, dann höre auf deine Intuition.

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